Oliver Polzer
Vom humanistischen Gymnasium zur Sportreportage – wie vielfältig die beruflichen Wege der Absolventen des humanistisch ausgerichteten Piaristengymnasiums sind, zeigt sich unter anderem bei Oliver Polzer. Ihn hat sein Weg in den Sportbereich geführt, wenn auch nicht als Aktiven – der er als Schüler durchaus war. Bereits in den 80er Jahren konnte er zwei Wiener Meistertitel im Wasserspringen holen. Er hat leidenschaftlich gern Fußball gespielt, auch in der Schülerliga mit Prof. Heinz Vondra, er ist Ski gefahren und hat sich intensiv dem Tennis gewidmet. Schon im Maturajahr 1991 hat er eine staatliche Tennislehrerausbildung absolviert.
Oliver konnte seine Leidenschaft zum Beruf machen, wenn auch mit einem kleinen Umweg. Nach der Matura hat er zuerst mit einem IBWL-Studium begonnen.
1993 leitete er ein Tenniscamp in der Türkei und war eine ganze Sommersaison als Trainer dort. Das gab den Anstoß zu seinem Wechsel vom BWL-Studium zum Sport. Er hat weitere Tenniscamps organisiert und hie und da bei einem Cateringunternehmen ausgeschenkt. So auch 1995 bei einem Tennismatch Muster gegen Ivanisevic, bei dem er mit Elmar Oberhauser, damals frisch gebackener ORF-Sportchef, in Kontakt kam. Oberhauser verhalf Oliver letztlich zu einem Praktikum. Eine Hürde war jedoch zu nehmen: das ORF-Assessment-Center mit einem Test auf Allgemeinwissen, einem Mikrofon- und Kameratest sowie der Aufgabe, einen Nachrichtenartikel zu verfassen. Oliver bestand und begann zwei Wochen später als Praktikant in der Sportredaktion, wurde relativ schnell Volontär und danach freier Mitarbeiter. Er absolvierte die gesamte journalistische Ausbildung und durchlief alle Abteilungen der Sportredaktion. Bald holte Michael Knöppl ihn in die Redaktion von „Sport am Sonntag“, und nicht lange danach kam er auch als Kommentator zu den ersten Schirennen und Fußballspielen.
Sportmoderator zu sein bedeutet, viel zu reisen, speziell zu Fußballspielen und Skirennen, aber auch zu Großveranstaltungen, wie EMs, WMs und Olympische Spiele, die quer über den Globus verstreut sind. Oliver Polzer erinnert sich dabei besonders gern an seine ersten olympische Spiele in Sydney, aber auch an die Fußball-WMs in Korea und Deutschland.
Zwei spezielle Momente in seiner Karriere waren das erste Interview mit dem Schifahrer Matthias Lanzinger nach dessen schwerem Rennsturz – ein sehr bewegender Augenblick für Oliver. Ein Highlight ganz anderer Art war ein Interview mit Arnold Schwarzenegger. Bei einem Rennwochenende in Kitzbühel sollte Oliver im Startbereich der Abfahrt die Schirennläufer interviewen, die sich auf das Rennen vorbereiten. Schon Tage vorher hatte das Gerücht kursiert, Arnold Schwarzenegger würde eventuell beim Schirennen vorbeischauen. Und dann: Oliver drehte sich an seinem Platz um – und ein richtiger Hüne stand vor ihm, die Steirische Eiche. Fast reflexartig hielt Oliver Schwarzenegger das Mikrophon hin und fragte, ob er dem ORF ein Interview geben würde. Die Kollegen in der Regie flippten fast aus, als sie das gehört haben.
Ein Sportmoderator muss sich auf die jeweilige Veranstaltung auch vorbereiten. Oliver sagt dazu: „Das ist natürlich eine Sache der Erfahrung. Bei mir geht das schon relativ schnell. Ich führe meine eigene Statistik – da habe ich viel von Robert Seeger gelernt. Darin enthalten natürlich die gesamten Siege, WMs, Olympischen Spiele etc. Dazu kommt noch die Startaufstellung, das Ganze miteinander vermischen, und das war’s im Prinzip.“
Aber nicht nur Faktenwissen ist in diesem Beruf wichtig, sondern besonders auch die Sprache. So arbeitete Oliver einmal einige Tage mit Marcel Reif, einem deutschen Fußballkommentator. Von ihm hat er sehr viel gelernt, wenn es darum geht, genau das zu sagen, was sich die Zuschauer denken. Sein Credo: „In diesem Beruf kann man immer besser werden, wenn man an sich arbeitet.“
Seit 2019 ist Oliver Polzer noch in ganz anderen Unterhaltungsbereichen tätig. In ORF1 moderiert er das Vorabendquiz „Q1 – ein Hinweis ist falsch“, der – O-Ton – „täglichen Fitnesseinheit für die grauen Zellen“, und er kommentiert die „Regenbogenparade“. Für ORF 2 bringt er gemeinsam mit Viktoria Swarovski in der Sendung „2 in Tirol – Heimat neu entdecken“ den Zusehern dieses Bundesland auf neue Weise nahe.
Inwieweit hat die Schulzeit im Piaristengymnasium den (Sport-)Moderator auf seine jetzigen beruflichen Aufgaben vorbereitet? Oliver stellt der Schule bezüglich der Ausbildung ein sehr gutes Zeugnis aus, auch wenn sein Wunsch wäre, Fremdsprachen noch mehr in den Vordergrund zu rücken.
Vor allem erinnert er sich natürlich an den Sportunterricht: „Wir hatten den großartigen Alfred Wittmann in Geographie und Turnen. Ich habe ihn sehr geschätzt. Im Turnen allerdings erst nachträglich. Er hat uns bis ins hohe Lehreralter alles vorgemacht. Bis hin zum von ihm sehr geliebten Geräteturnen“, das Oliver allerdings damals weniger mochte, er war einfach leidenschaftlicher Fußballer. Aber: „In der Nachschau bin ich Prof. Wittmann sehr dankbar für die vielfältige körperliche Ausbildung!“.
Privat ist Oliver mit der Vorarlberger Moderatorin Kerstin verheiratet, mit der er zwei Kinder hat. Die Familie lebt in Vorarlberg.